Benutzer:Hermann Eder/Entwurf
Kriegsende 1945
Erzählung von Zeitzeuge Hans Eder. geb. 1937 in Aurach, Pranzing 11.
Ankunft der Panzer
Am Freitag, den 4.Mai 1945 kam die Nachbarin und schrie zu uns in den Heuboden hinauf. „Der Krieg ist aus.“ Wochen zuvor wurde am Buchberg noch eine Kompanie aus Soldaten und der Waffen- SS mit schweren Geschützen aufgestellt, mit der Schusslinie direkt auf unser Haus. Tage vor dem 4. Mai wurde über Lautsprecher von einem Offizier befohlen, die Hakenkreuze nicht zu entfernen und keine weiße Fahne auszuhängen. Darauf steht die Todesstrafe. „Wir leisten Widerstand bis zum letzten Mann.“ Die weiteren Ereignisse und die Angst habe ich heute noch ganz genau vor mir. Meine Mutter (39 Jahre und ich 8 Jahre) waren alleine zu Hause. Die Amerikaner waren schon in Timelkam. Es dauerte nicht lange und wir hörten das unheimliche dröhnen der ca. 30 Panzer und andere Fahrzeuge als sie beim Redlmann (Zopf) vorbei direkt über die Felder zu uns fuhren. Die Mutter suchte verzweifelt ein weißes Leintuch. Auf dieses Ereignis waren wir nicht vorbereitet. Im Schlafzimmer im 1. Stock stand Mutter hinter dem Vorhang und musste damit rechnen, das die Deutschen vom Buchberg herunterschießen, wen sie die weiße Fahne aushängt. Ich habe in Todesangst unter dem Fenstersims gezittert und geweint. Ich glaubte nicht, das wir das überleben werden. Die Panzer, für uns ein noch nie gesehenes Ungetüm mit dem großen Kanonenrohr und links und rechts Maschinengewehre mit Soldaten mit Stahlhelmen schussbereit besetzt, sind ca. 2 Meter vor unserem Fenster stehen geblieben und die Soldaten sind ausgestiegen. Vor den Negern hatten wir große Angst. Jetzt kam die Zerreißprobe als Mutter mit dem weißen Tuch den Amerikanern winkte. Wir hatten Glück. Die Deutschen haben die Stellung verlassen und sind in die Wälder geflüchtet. Die Amerikaner kamen mehrere Tage um 9 Uhr mit Panzern und Transportwägen und haben bei uns halt gemacht. Nach dem Frühsport haben sie riesig große Ferngläser aufgestellt um in den Wäldern die Soldaten gefangen zu nehmen.
Für uns Kinder unbegreiflich
Ich habe die Amerikaner noch mit „Heil Hitler“ begrüßt. Ich kannte nichts anderes. Sie nahmen mir das nicht übel. Dass man plötzlich den Bürgermeister und andere Persönlichkeiten des Dorfes abführte war für uns Kinder unverständlich. Es kam noch schlimmer. Mitten in der Heuernte mussten sich alle Männer, am Gemeindeplatz sammeln und mit mehreren Lastautos wurden sie abgeführt. Niemand wusste wohin und warum. Wir konnten nur noch winken. Nach zwei Tagen kamen die meisten wieder heim. Die Nazi wurden ausgemustert. Sie kamen nicht. Was weiter mit denen passiert ist, ist mir nicht bekannt.
Überreste der Deutschen Wehrmacht
Es dauerte nicht lange, waren die deutschen Soldaten verschwunden. Auch die befreiten KZler haben sich in alle Welt, Richtungen in ihre Heimat durchgeschlagen. Das Kriegsmaterial blieb zurück. Auf unserem Grund standen besitzlose Lastauto. Geladen waren sie mit Telefon und Funkgeräten und mit ganze Mengen von Kabeln und vielen Kisten mit Filmmaterial. Das wären heute begehrte Schätze. Leider haben wir mit diesem Material Lagerfeuer gemacht und Wespennester ausgeräuchert. Es wurde geplündert. Jeder nahm mit, was er konnte. Auch die Lastautos wurden von privaten Personen mitgenommen. Eigentlich gehörte alles der Besatzungsmacht, aber niemand kümmerte das.
Bruder Franz
Bruder Franz war gerade 15 Jahre alt und im Wehrertüchtigungslager in Kammer zur Ausbildung. Vor dem Einsatz an die Front ist er abgehauen (desertiert). Sie bekamen von einem gutgesinnten Wächter den Hinweis: „Burschen haut ab, morgen geht es an die Front.“ Darauf stand die Todesstrafe. Wir konnten ihn nicht zu Hause lassen. Stunden später hatten wir schon von der SS eine Hausdurchsuchung. Meine Mutter hatte große Angst, dass ich mich verschwätze. Wir haben Franz beim Redlmann im Heu versteckt. Nachts mussten wir ihn mit Essen versorgen.Da musste immer ein Späher ohne Essen vorausgehen und wenn die Luft rein war konnte erst die Person mit dem Essen nachkommen. Damals war die Zeit so, dass man keinem Menschen trauen konnte, auch nicht den Nachbarn. Überall gab es Nazi und Verräter.