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[[Bild:Nußdorf1910.jpg|thumb|450px|Ansicht von Nußdorf um 1910]]
[[Bild:Nußdorf1920.jpg|thumb|450px|Ansicht von Nußdorf um 1920]]
[[Bild:Nußdorf1927.jpg|thumb|300px|Ansicht von Nußdorf um 1927]]
[[Bild:NußdorfLuft1956.jpg |thumb|300px|Luftbild von Nußdorf um 1956]]
[[Bild:Nußdorf1960.jpg|thumb|300px|Ansicht von Nußdorf um 1960]]
Die Ansichten von Nußdorf aus den Jahren 1920, 1927, 1956 und 1960 zeigen die Veränderungen in der Dorfentwicklung im Überblick.
==Einleitung==
==Einleitung==
[[Nussdorf am Attersee]] war bis ins 20. Jahrhundert vom bäuerlichen Alltag geprägt. Die Beschaffung der fundamentalen Lebensgrundlagen nahm den größten Teil der Zeit und der Arbeitskraft in Anspruch. Die zum bescheidenen Leben nötigen Dinge wurden weitgehend im Ort selbst hergestellt. Die gegenseitige Abhängigkeit bewirkte einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, der in Nachbarschaftshilfe, wie in Brauchtum und Festen seinen Ausdruck fand.  
Vor dem großen Brandereignis von 1857, bei dem 14 Häuser ein Raub der Flammen wurden, waren die  Häuser fast ausnahmslos aus Holz gebaut und standen nahe aneinander. Im [[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895]] ist dieses unselige Ereignis so vermerkt: „Am Montage nach der Heilingdreifaltigkeit kam um 9.Uhr abens ein sehr starkes Gewitter, und der Blitz schälgt am Fleischakerhaus ein, wogleich das halbe Dorf in Feier stand. Wo auch unser neier Bau schon fast zu Brennen anfing aber zum klück hat sich doch der Wind geendert. der Becker durfte sich an seinen alten platz hier in dorfe nicht mehr aufbauen so gebe ich ihn von meinen Staller Feldland ein Virteljoch Grund wo das jetzige Bäckerhaus steht.


Mit dem Beginn des Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert kam die Bevölkerung schon früh mit bis dahin Unbekanntem in Berührung und reagierte sehr aufgeschlossen. Im [[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895]] steht vermerkt: „Welt Ausstellung in Wien war ich und der Gruber, Resch, Domibauer, Winterleittner in der Fronleichnams Wochen 1873“. Überregionaler Handel mit Produkten aus dem Dorf gehörte zur Normalität. [[Niedermayrsäge|Sägeholz]] wurde bis Wien und Budapest [[Flößer|geflöst]]. Die Ursprünge einer heute noch bestehenden [[Gerberei]] am Nussdorfer Bach geht vermutlich bis ins 13. Jahrhundert zurück.
Wie die Häuser in Nußdorf zuvor ausgesehen haben dürften, zeigen die  Ansichten von der Ortschaft Reith aus dem Jahr 1920. Mit dem Wiederaufbau hat sich Nußdorf stark verändert. Nicht nur das Bäckerhaus, wurde an einer anderen Stelle neu aufgebaut, auch der Niedermayrhof stand zuvor an der Stelle wo später das Kaufhaus Strohmayer (Schlecker) steht.  


Bereits vor 1900 mieteten sich während der Sommermonate erholungssuchende „Sommerfrischler“  in die Bauernhäuser ein. Überwiegend gutsituierte Wiener Familien kamen mitsamt ihrem Bedienungspersonal nach Nussdorf. Darunter namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Auf landwirtschaftlich minderwertig angesehenen Seeufergrundstücken wurden die ersten Ferienhäuser und [[Villa Ransonnet|Villen]] errichtet. Der kaiserliche Diplomat [[Eugen Ransonnet|Eugen Freiherr von Ransonnet-Villez]] (* 1838 Wien, † 1926 Nußdorf am Attersee) war ein Pionier des örtlichen Fremdenverkehrs. Er war der Gründer des [[Union Yachtclub Attersee]], des ältesten Segelclubs Österreichs, und Initiator zahlreicher Tourismuseinrichtungen. Der [[Ransonnet-Themenweg]], in Nußdorf vermittelt einen Eindruck von seinem Leben und seinem vielseitigen Wirken.  
Die neuen Häuser wurden mit Steinen aufgemauert , die vom Gmauret, am nördlichen Ortsrand von Nußdorf, herangebracht wurden. Dort lagen alte Mauerreste und Fundamente, von denen man annimmt, dass sie von einem alten, vergessenen Kloster oder aus der Römerzeit stammen. Diese Stelle wurde im Volksmund „Schindergrube“ genannt und  in den 1950er und 60er Jahren mit Müll aus dem Dorf aufgefüllt. Später ist aus „Gmauret“ ein Ortsteil von Nußdorf geworden.  


Walter Großpointner, der mit seiner Frau Elisabeth das Gasthaus „Dorfstube“ in [[Nußdorf am Attersee]] betrieb, sammelte über Jahrzehnte alte Ansichten, Fotografien und Texte aus Nussdorf und Umgebung. Sie erlauben einen Einblick in das dörfliche Leben in der Zeit von etwa 1860 bis 1960. Die Fotografien sind nach Themen und nach dem Alter geordnet und erläutert. So werden bei einigen Aufnahmen auch die Veränderungen im Lauf der Zeit deutlich.
Es gab damals den Beruf der „Steinmaurer“, die diese Bauform beherrschten. Für die aufwändigen Gewölbebauten der Ställe kamen italienische Maurer nach Nußdorf.  Der Stall des Niedermayrhofes maß etwa  12 x 12 Meter im Quadrat.  Von vier runden, profilierten Steinsäulen die zentral in einem Quadrat von etwa 4 x 4 Metern standen, führten an allen Seiten acht Rundbogengewölbe zu den Außenmauern. Sie waren verputzt und mit Inschriften und Stuckprofilen verziert. Bei einem Brand im Jahre 1957 – also genau 100 Jahre später stürzte das Gewölbe durch das Übergewicht des, mit Löschwasser durchtränkten Heustockes ein.  
Die Ansichten der [[Nußdorfer Häuser|Nußdorfer Häuser 1860 1960]] und ihre Veränderungen sind in einem eigenen Artikel behandelt.  


==Die Dorfgemeinschaft ==
Mit Hilfe der Fotografien aus der Sammlung des Nußdorfers Walter Großpointner ist es möglich die Entwicklung des  Ortsbildes in wesentlichen Teilen nachzuvollziehen.  Einige Ansichten erlauben auch eine zeitliche Abfolge, welche die Veränderungen des Ortsbildes im Lauf der Jahrzehnte sichtbar macht. 


Die Nußdorfer „Herrenbauern“ schafften in der Früh die Arbeit an und gingen dann zum Bürgertag ins Wirtshaus, zum Bräu oder zum Fleischhacker. So mag es wohl im 19. Jahrhundert gewesen sein. Insbesondere nach 1945 hat sich die Lage stark und schnell verändert. Die wenigen Dienstboten, die vom Krieg heimkamen orientierten sich neu und suchten ein besseres Leben als Arbeiter in den Industriebetrieben der Umgebung. Durch die Hochkonjunktur wurde die Arbeitskraft für Tätigkeiten in der Landwirtschaft nicht mehr leistbar. Der einzige Ausweg war die Anschaffung technischer Hilfsmittel und ein extrem hoher Arbeitseinsatz der Bauernfamilie. Die maschinelle Ausstattung war noch nicht und die Dienstboten nicht mehr da.
Der Autor versucht die Höfe und Häuser vom Ortszentrum, dem Schmiedanger, ausgehend im Umkreis zu beschreiben. Es folgen die Ortschaften, einzelne Gehöfte und Häuser. Wenige alte Hausmühlen und Hauskapellen ergänzen das Bild.  Die Darstellung ist lückenhaft, weil von vielen Häusern keine alten Fotografien zur Verfügung stehen.
==Der Orstkern von Nußdorf==
===Der Schmiedanger===
Der Schmiedanger, an dem vor 1857 das Bäckerhaus gestanden war, hat sich wegen seiner zentralen Lage zum Ortszentrum  entwickelt. Er liegt etwas abseits der Durchzugsstraße (ursprünglich führte hier die Hauptstraße durch) und eignet sich gut für Feste und Veranstaltungen. Von diesem Platz sind Fotos aus 1906, 1910 und 1960 erhalten, die die Veränderungen zeigen.
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Bild:Anger1906.jpg|Der Anger 1906
Bild:Schmiedangerl1910.jpg|Der Anger 1910
Bild:Anger1960.jpg|Der Anger 1960
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===Das Schmiedhaus===
Das Schmiedhaus hat eine zentrale Lage am Anger zwischen den Gasthäusern Bräu, später Aichinger und dem Fleischhacker, später  Ragginger. Die südliche Haushälfte, in der früher die Schmiede, die Scheune und der Stall untergebracht waren, wurde abgetragen und ein Kaufgeschäft und in den Obergeschoßen Wohnräume errichtet.
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Bild:Schmiedhaus1890.jpg|Das Schmiedhaus 1890
Bild:Schmiedhaus1952.jpg|Das Schmiedhaus 1952
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===Der Lexenhof===
Angrenzend zum Anger liegt der Lexenhof, der später touristisch als Restaurant, Bar und Pension genützt wird.  
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***Bild:Lexenhof 1893 Fam-Gesinde-Gäste.jpg|Der Lexenhof mit Hausleuten 1893
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===Der Kollerhof oder Morizenbauer===
Wie der ehemalige Besitzer des Kollerhofes und auch des Lexenhofes, Michael Wiesinger in seinem [[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895|Tagebuch]] beschreibt, blieb der Kollerhof beim Brand von 1857 vom Feuer verschont. Das Haus wurde kurz zuvor neu errichtet. Zu diesem Hof gehört eine ehemalige Mühle, heute ein Wohnhaus und der Campingplatz Wiesinger.
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***Bild:Kollerhof 1934.jpg| Der Moritzenbauernhof 1934
Bild:MoritzenMühle1963.jpg|Die Moritzenbauern-Mühle 1963
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===Das  Kralowetzhaus===
Im Kralowetz-, später Baumgartingerhaus wurde eine Schusterwerkstätte betrieben und daneben nach dem 2. Weltkrieg bis zur Errichtung des Pfarrkindergartens von Frau Berta Baumgartinger (Tante Berta) ein Kindergarten.
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Bild:Baumgartinger1900.jpg|Das Kralowetzhaus 1900
Bild:BaumgartingeKralowetz1908.jpg|Das Kralowetzhaus 1908
Bild:Baumgartinger1908.jpg|Das Kralowetzhaus 1908
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Mit dem aufblühenden Tourismus, der in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt erreichte, entstanden auf einigen Wiesen und Feldern am Seeufer große Campingplätze. Pensionen, Fremdenzimmer und Ferienwohnungen wurden gebaut, Hotels und Gasthöfe erweitert. Seit er Jahrtausendwende gibt es kaum mehr bewirtschaftete Bauerhöfe im Dorfgebiet von Nußdorf. Viele Wiesen und Felder sind verpachtet oder wurden als Bauland für Ferienhäuser verkauft. Ein Golfplatz ist zwischen Nußdorf und Attersee entstanden. Die Besitzer der stattlichen Höfe verdienen sich ihren Lebensunterhalt anderwärtig. Trotzdem ist ein gewisser gesellschaftlicher Zusammenhalt geblieben, wie die aktiven Vereine und die gemeinsamen Feste und Veranstaltungen zeigen.  
===Das Bräuhaus===
Das Bräu in Nußdorf besteht aus dem Hotelgebäude und dem „Haberlhaus“, das früher landwirtschaftlichen Zwecken diente und später die „American Bar“ und den „Weinkeller“ beherbergt. Auf einer der Seeliegenschaften steht das traditionelle „Cafehaus“ nahe der Schiffsanlegestelle.
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Bild:Nußdorfer Bürger 1860.jpg|Nußdorfer Bürger um 1860
Bild:HaberlhausBräu1900.jpg|Das Haberlhaus 1900 – war das Wirtschaftsgebäude des Bräugasthofes
Bild:Nußdorfer Bürger 002a.jpg|Nußdorfer Bürger um 1875 - links außen sitzend
Bild:CafehausamSee1954.jpg|Cafehaus am See 1954
Michael Wiesinger, Verfasser des ([[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895]])
Bild:CafehausBräu1955.jpg|Cafehaus am See 1955 mit öffentlichem Badeplatz
Bild:Lexenhof 1893 Fam-Gesinde-Gäste.jpg|Lexenhof 1893 – Die Bauersfamilie mit ihren Dienstboten
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Bild:Ledererhaus um 1900.jpg|[[Gerberei|Im Ledererhaus]] wird über acht Jahrhunderte bis heute Gerbergeschichte geschrieben
Bild:Kollerhof 1934.jpg|Kollerhof (Morizenbauer) Nußdorf 1934
Bild:Niedermayrhof mit Leuten 1947.JPG| - Niedermayrhof 1947 - Der Bauernhof, ein Microkosmos gegenseitiger Abhängigkeiten
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==Bäuerliches Arbeitsleben==
===Der Dommerlbauer oder Mitterhof===
Nördlich des Zentrums liegt der Mitterhof oder Dommerlbauer. In den 1960er Jahren setzten die Besitzer Maria und Josef Graus mit der Errichtung des ersten Campingplatzes in Nußdorf neue touristische Maßstäbe, die das Ortsbild nachhaltig veränderten. 
 
 
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Bild:Dommerlbauer1929.jpg|Das Dommerlbauerhaus 1929
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===Der Seitlhof oder Hiaslbauer ===
Der Seitlhof oder Hiaslbauer liegt östlich des Angers. Von ihm ist nur mehr das Wohnhaus erhalten geblieben. Das Wirtschaftsgebäude musste einer Erholungsanlage des Bräugasthofes weichen. Vor seinerzeitigen Besitzer, Ludwig Gruber wurde der Campingplatz Gruber errichtet.
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Bild:Hiaslbauer1890.jpg|Das Hiaslbauerhaus 1890
Bild:Hiaslbauer1902.jpg|Das Hiaslbauerhaus 1902
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===Der Roiderhof===
Der Roiderhof liegt östlich an der heutigen Bundesstraße angrenzend zum Nußdorfer Bach. Zu ihm gehören große unverbaute Seeufergrundstücke. 
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Bild:Roiderhaus1925.jpg|Das Roiderhaus 1925
Bild:Roiderhaus1930.jpg|Das Roiderhaus 1930
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===Das Frankhaus===
Das Frankhaus fiel durch seine vorgebaute grüne Veranda auf, die mit aufwändigen Laubsägearbeiten verziert war. Die Familie Frank und später Wiesinger betrieben ein Kaufgeschäft und die erste Tankstelle im Ort. Das Haus wurde nach 2000 abgerissen.
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Bild:Frankhaus1925.jpg|Das Frankhaus 1925
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===Der Fleischhacker===
Das Fleischhackerhaus hat als Gasthof eine lange Tradition. Die früheren Besitzer trugen den Namen Wiesinger und später Ragginger.  An der Stelle des ehemaligen Stadlmannhaus wird eine moderne Fleischhauerei errichtet.
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Bild:FleischhackerHaus1895.jpg|Das Fleischhackerhaus 1895
Bild:Fleischhacker1940.jpg|Das Fleischhackerhaus 1940
Bild:Fleischhacker1950.jpg|Das Fleischhackerhaus 1950
Bild:StadlmannhausAbriss1971.jpg|Das Stadlmannhaus beim Abriss 1971
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===Im und ums Haus===
An jedem der Nußdorfer Bauernhöfe waren mehrere Dienstboten, Mägde und Knechte beschäftigt. Alljährlich zu Lichtmess, den 2. Februar, mussten sie vom Bauern „angehalten“, also zum Weiterverbleib im nächsten Jahr aufgefordert werden. Wurde ein Dienstbote an diesem Tag nicht angehalten, hatte er ohne weitere Aufforderung den Hof zu verlassen. Der Hausknecht oder „Hausl“ bei den Knechten und das „Hausmensch“ bei den Mägden teilten die Arbeit ein. Sie waren die Vorarbeiter bzw. Vorarbeiterinnen. Im Haus war viel zu tun. Die Stall- und die Hausarbeiten mussten verrichtet und das Vieh versorgt werden. Werkzeuge wurde großteils am Hof instand gehalten. Es wurde geschlachtet, das Fleisch aufgearbeitet, geselcht und konserviert, es gab weder Gefriertruhe noch Kühlschrank. Auf die Schlachtzeit freuten sich alle im Haus. Innereien, Blunzn (Blutwurst) und andere wenig haltbare Fleischteile wurden zu köstlichen Mahlzeiten verkocht.


Die Milch wurde mit der „Milchmaschine“ in Magermilch und Rahm geschleudert, zu Butter verarbeitet und die Magermilch an die Kälber verfüttert. Jeder Bauernhof hatte einige Milchkundschaften aus der Nachbarschaft, die täglich abends mit der „Milchpitschn“ die Milch holten. Die Hühnereier wurden in eine Kalkbrühe eingelegt um die Zeiten zu überbrücken, in denen die Hühner keine Eier in ihre Nester am Heuboden legten.  
===Beim Staller oder Schuster===
Das Stallerhaus liegt im Anschluss an die Kirche, ihrem Vorplatz und den Friedhof an der Straße zum See. Später heißen die Besitzer  Schuster und Roither.  
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Bild:StadlerhausRoither1900.jpg|Das Stallerhaus 1900
Bild:StadlerhausRoither1900-02.jpg|Das Stallerhaus 1900
Bild:StadlerhausGäste1902.jpg|Das Stallerhaus 1902
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Auch das Brot wurde auf den Höfen gebacken. Obst und andere Früchte in Gläsern konserviert, zu Most gepresst oder zu Schnaps gebrannt. Kraut wurde gehobelt und zu Sauerkraut eingemacht. Aus den Bauerngärten kamen nicht nur die verschiedensten Gemüse und Gewürze, sondern nicht selten auch Heilkräuter und Blumen.
===Der Niedermayerhof===
An der nördlichen Ortseinfahrt liegt seeseitig der Niedermayrhof.  An den Außenmauern des Wohnstockes sind die Steine frei sichtbar und zeigen, wie die Häuser beim Wiederaufbau nach 1857 mit Steinen vom Gmauret erbaut wurden. Alle anderen wurden später verputzt
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Bild:Niedermayrhof1930.jpg|Niedermayrhof 1930
Bild:Niedermayrhof 1939.jpg|Niedermayrhof 1939 nach dem Brand von 1937
Bild:Niedermayr1950.jpg|Niedermayrhof 1950
***Bild:Niedermayrhof mit Leuten 1947.jpg|Niedermayrhof mit Nachbarn und Hausleuten 1947
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Neben der Land- und Forstwirtschaft mussten die Bauern noch die Molkerei, Metzgerei, Bäckerei, Obstbau, Gartenbau, Schnapsbrennerei, Instandhaltung aller möglichen technischen Hilfsmittel und die Tierhaltung beherrschen und oft sogar den teuren Tierarzt ersetzen. Dazu musste ein Bauer auch noch ein ausgezeichneter Kaufmann und Menschenkenner sein, sich rechtlich gut auskennen und alle seine Grundstücksgrenzen genau im Auge behalten. Um einen Bauernhof erfolgreich zu bewirtschaften, war ein enorm umfangreiches und vielschichtiges Fachwissen erforderlich. Ein komplexer, biologischer Mikrokosmos, der sich überwiegend selbst erhalten konnte. In mancher Hinsicht vielleicht ein Vorbild für die Zukunft.  
===Das Ledererhaus===
Vom Ledererhaus ist die längste Tradition als Handwerksbetrieb in Nußdorf bekannt. Vermutlich wurde bereits im dem 13. Jahrhundert auf diesem Standort [[Gerberei|Leder]] hergestellt.
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Bild:Niedermayrhof1916 Georg Hemetsb.JPG|Das Pferd wassern und einspannen konnten schon die Jungen – Georg Hemetsberger am Niedermoarhof 1916  im Alter von 13 Jahren
***Bild:Ledererhaus um 1900.jpg|Ledererhaus 1900
Bild:DomerlbauerPferd1920.JPG|Schöne Pferde waren der Stolz der Bauersleute
***Bild:Gerberei Frank 1930.jpg|Gerberei Frank, später Kölblinger 1930
Bild:KalbFußlos1920.JPG|Ein Kalb, das ohne Vorderfüße zur Welt kam, sorgt für Staunen
Bild:Kochkurs1938.JPG|Junge Nußdorferinnen machen gemeinsam einen Kochkurs
Bild:Butterfaß 1940.jpg|Butterstößeln im Butterfaß 1940
Bild:Hausleute+Pferd1943.JPG|Der Umgang mit Pferden war Herausforderung wie Faszination und wurde von Generation zu Generation weitergereicht
Bild:KinderPferd1947-2.jpg|Auf dem Niedermoarhof – Manfred Hemetsberger mit Sommerfrischlerkind beim Reitversuch 1947
Bild:Schafwolle Spinnen 1950.jpg|Spinnen von Schafwolle 1950
Bild:Sensen Dengeln 1950.jpg|Sensen Dengeln 1950 - die Arbeit für die Alten
Bild:Sensendengeln1953.JPG|Sensen Dengeln 1953 - Eine gute Schneide beschleunigte und erleichterte den Gras- und Kornschnitt wesentlich
Bild:Sensendengeln1956.JPG|Sensen Dengeln 1956 - Die Zeit des händischen Mähens geht ihrem Ende zu und wird von mechanischen Mähwerken verdrängt
Bild:Most Hauptgetränk.jpg|Der Most aus dem Keller, das erfrischende Getränk am Bauernhof
Bild:Johanna+Georg Hemetsberger 1956.JPG|Die Niedermoarleute Georg und [[Johanna Raudaschl|Johanna Hemetsberger]] mit einem Sommergast auf der allseits geliebten Hausbank
Bild:Adelführen 1957.JPG|Die Jauche wurde händisch aus der Grube in das Fass geschöpft. Die Bezeichnung „Adel“ kann als Andeutung verstanden werden, was man von der früher herrschenden Oberschicht hielt. 
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===Auf den Wiesen===
===Das Schusterjustihaus===
Ein üblicher Bauernhof in Nußdorf hatte etwa 20 Stück Rindvieh und 10 Schweine zu versorgen, die von Frühjahr bis Herbst mit Gras und im Winter mit Heu und Grummet gefüttert wurden. Die Pferde bekamen noch Haferschrot dazu und die Schweine gedämpfte Erdäpfel. Zeitweise wurden zerschnitzelte Futterrüben (Runkel) dazu gemischt. Um das Heu im Frühsommer und das Grummet (Groamat) im Spätsommer als Wintervorrat auf den Heuboden zu bringen war mühsame Handarbeit erforderlich.
Das Justihaus war ein altes Holzhaus zwischen Roiderhof und Ledererhaus. Nach dem 2. Weltkrieg war in diesem Haus einige Jahre lang die Schülerausspeisung für die auswärtigen Schüler untergebracht, die nicht zum Mittagessen heim gehen konnten.  
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Bild:Heuarbeit 1910.jpg|Heuarbeit 1910 – die Kinder mussten das Heu am Wagen richten und treten
Bild:SchusterJustiHaus1900.jpg|Justihaus 1900
Bild:Jausenzeit am See 1936.jpg|Jausenzeit am See 1936 – die Leute vom Roiderhof
Bild:Roider Grubmahd.JPG|Das Grubmahd ist eine Bergwiese hoch über Nußdorf und der Weg war weit
Bild:Heuernte 1940.JPG|Im Kriegsjahr 1940 wurde jede Hand dringend gebraucht
Bild:Heuernte 1941.JPG|-1941- Hauptsächlich Frauen und Kinder aber auch einige Kriegsgefangene, vor allem aus Russland trugen die Hauptlast der Arbeit
Bild:HeuarbeitHiaslbauer1952.JPG|-1952- Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Arbeit allmählich leichter
Bild:HeuarbeitStreit1952.JPG|-1952- Männer, die vom Krieg heim kamen lieferten wieder vollen Einsatz bei der Ernte
Bild:HeufuhreGummibereifung1952.JPG|-1952- Die alten Leiterwagen mit eisenbereiften Holzrädern wurden durch Wägen mit Gummibereifung ersetzt. Der Wagner Sagerer in Altenberg war bekannt für raffinierte technische Lösungen zur Arbeitserleichterung.
Bild:Heuumkehren1952.JPG|-1952- Heuumkehren mit dem Rechen.


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===Auf den Feldern===
===Das Wiesnerhaus===
Bei der Getreideernte, dem Droadmahn, war die Arbeit meist so verteilt, dass die Männer mit der Sense das Korn mähten, die Frauen banden die Garben zusammen und die Kinder mussten beim Kornmandl aufstellen die Garben aufrecht halten. Nach einigen Wochen und schönem Wetter wurden die Getreidegarben heim auf den Troadboden gebracht, wo sie bis zum Dreschen lagerten. 
Im Wiesnerhaus befindet sich eine Tischlerei, die in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals vergrößert wurde.  
Auf die abgeernteten Felder wurde Jauche und Mist ausgebracht (geadelt und mistgfiad), der Mist ausgebreitet (mistbroat), gepflügt (umgfahrn) und geeggt (brott). Im nächsten Frühjahr war wieder Zeit zum sähen. Neben Weizen, Roggen (Korn), Hafer, Gerste wurden auch Kartoffeln (Erdäpfel), Kraut und Futterrüben (Runkeln) angebaut. Für die Schulkinder rochen die umgefahrenen Felder nach Schulanfang.
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Bild:Kornschnitt m Sichel 1920.jpg|Kornschnitt mit Sichel 1920
Bild:WiesnerTischler1930.jpg|Wiesner-Tischler 1930
Bild:Pflügen 1920.jpg|Pflügen mit Pferden 1920
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Bild:Korn einfahren m Ochsen 1929.JPG|Ochsen waren beliebte Zugtiere in den kleineren Bauernhöfen, hier beim Einfahren der Korngarben 1929
===Stieglergut===
Bild:Pflügen 1940.JPG|Das Pflügen mit Pferden dauerte 1940 viele Wochen; 50 Jahre später mit Traktoren nur mehr wenige Stunden
Vom Stieglerhaus sind  derzeit keine Abbildungen bekannt
Bild:Sähmaschine 1940.JPG|Eine Sähmaschine mit Pferdezug war 1940 eine bedeutende Errungenschaft
 
Bild:Kornschnitt 1941.JPG|Kornschnitt im Kriegsjahr 1941 – eine mühevolle Arbeit bei der jede Hand gebraucht wurde
===Weslgut===
Bild:OchsenFeldarbeit1945.JPG| Im Vergleich zu Pferden waren Ochsen langsamer und oft schwer zu überzeugen was sie tun sollen
Vom Weslhaus sind derzeit keine Abbildungen bekannt


Bild:Feldarbeit1950.JPG|-1950- Wenn die Pferde vorne gut geführt wurden, konnte der Knecht auch einmal eine Pfeife rauchen
===Das Oberdorf===
Bild:Kornmandl 1957.JPG|So sahen fertige Kornmandln 1957 aus. Mit dem Einzug der Mähdrescher in den 1960er Jahren war ihre Zeit vorbei
Als Oberdorf wird der bachaufwärts gelegene Teil des Ortes genannt. Bevor in Nußdorf Straßennamen eingeführt wurden, verlief die Hausnummerierung vom Pfarrhof mit der Nummer 1 beginnend, den Bach aufwärts bis in die Wienerroith und die andere Bachseite wieder herunter. Später wurden die Häuser nach der Reihenfolge ihrer Entstehung nummeriert.
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Bild:Obermühle1950.jpg|Die Obermühle, hier 1950, war eine gewerbliche Mühle, der zunächst eine Schwarzbrotbäckerei angeschlossen und die in der Folge durch eine vollgewerbliche Bäckerei ersetzt wurde
Bild:OberdorfHaberl1954.jpg|Zum Haberlhaus, hier 1954, gehörte die weiter bergwärts liegende, 1850 gegründete Tischlerei Haberl
Bild:BaumannOberdorf1950.jpg|Das Baumannhaus 1950
Bild:ThallnerhäuslHaberlOberdorf1900.jpg|Das Tallnerhäusl 1900, später die Tischlerei Haberl
Bild:Kiabaumer1970.jpg|Das Kriabamerhaus 1970 – nach wie vor original erhalten, jedoch unbewohnt
Bild:HeisslWagner1900.jpg|Die Heissl-Werkstatt 1900 – eine Wagnerei in der Werkzeug, Schlitten, Wägen und vieles andere aus Holz hergestellt wurde
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===Das Bäckerhaus===
Das Bäckerhaus stand vor 1857 im Dorfzentrum. Seit vielen Generationen wird hier von der Familie Auinger Brot gebacken. Früher wurde zugleich eine kleine Landwirtschaft betrieben.
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Bild:BäckerhausKirche1900.jpg|Das Bäckerhaus 1900 mit der Kirche im Hintergrund
Bild:Bäckerhaus1906.jpg|Das Bäckerhaus 1906
Bäckerhaus1912.jpg|Das Bäckerhaus 1912
Bild:Bäckerhaus1940.jpg|Das Bäckerhaus 1940
***Bild:Hausbau 1922.jpg|Bäckerhäusl beim Bau 1922, zunächst Auszughaus für die Alten, nach dem 2. Weltkrieg betrieb der Friseur Julius, ein in Nußdorf gebliebener ungarischer Flüchtling, im Erdgeschoß des Hauses einen Friseurladen. 
Bild:Bäckerbrunnen1936.jpg|Der Bäckerbrunnen, hier 1936, blieb als letzter Dorfbrunnen erhalten
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===Dreschen===
Die Druschtage im Herbst waren eine Herausforderung für jeden Hof. Das Dreschen war nicht nur eine sehr staubige, sondern auch eine lustige Arbeit, bei der alle im Dorf zusammen halfen. Der Antrieb der großen, Dreschmaschine erfolgte mit einer Dampfmaschine über einen langen Lederriemen. Die Maschinen wurden mit Pferden von Hof zu Hof gezogen. Die jungen Mädchen waren stets Ziel von Späßen der Burschen. Alle Leute wurden verköstigt und am Abend wurde in der Stube musiziert, getanzt und gespielt. Der „Maschintanz“ wurde zur Tradition.


===Häuser im südlichen Ortsrand===
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Bild:DreschmaschMoarDexelbach1910.JPG|Der Moar in Dexelbach ist ein Bauernhof mit viel Wald, Wiesen und Feldern und war zugleich Wirtshaus. Beim Dreschen 1910 ging es hoch her.  
Bild:Großpointner1934.jpg|Das Großpointnerhaus 1934. Hier war eine Schneiderei, ein Lebensmittelgeschäft und später die Dorfstube Großpointner untergebracht. Hier wurde die Heimatgeschichtliche Sammlung von Walter Großpointner und die Fotografien dieses Artikels zusammengetragen.
Bild:DreschmaschRoider1912.JPG|Die Dreschmaschine im Roiderhof 1912 in Nußdorf
Bild:SusihäuslKölblinger1928.jpg|Das Susihäusl 1928. Es gehörte damals zur Gerberei Kölblinger.
Bild:DreschmaschSchmied1937.JPG|Dreschen beim Schmied 1937 in Nußdorf
Bild:Holzbauernhaus1975.jpg|Mit dem Holzbauerhaus, hier vor seinem Abriss 1975 verbinden die Nußdorfer das erste Autobus und Transportunternehmen der Familie Holzbauer.  
Bild:Hufnaglhaus1950.jpg|Das Hufnaglhaus liegt am Weg zum Wieserbauer und weiter nach Limberg und Lichtenbuch.
Bild:SchneiderRiesszaun1940.jpg|Vom Schneider in Riesszaun ist überliefert, dass das Haus ehemals im Ortszentrum stand und die Familie wegen ihrer evangelischen Religion an den südöstlichen Ortsrand aussiedeln musste.
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===Wald- und Holzarbeit===
==Öffentliche Gebäude==
Der [[Wald]] war die Sparkasse der Bauern. In der Zeit des Wiederaufbaues nach dem 2. Weltkrieg war [[Holz]] sehr gefragt und erzielte in den sogenannten Wirtschaftswunderjahren gute Preise. Das erleichterte den Bauern die teuren Anschaffungen für landwirtschaftliche Maschinen und die Finanzierung touristischer Einrichtungen. Die [[Forstwirtschaft|Wald- und Holzarbeit]] und das [[Holzfuhrwerk]] waren besonders bei Windwurfereignissen sehr gefahrvoll. Die Marterl für verunglückte Waldarbeiter in den Nußdorfer Wäldern geben Zeugnis davon.  
Im Haus Nr. 37, dem alten Gemeindeamt, das 2009 abgetragen wurde, kam am 10. September 1882 Joannes Karolus Schorn zur Welt. Sein Vater, Karl Schorn, war Kurschmied und besaß das Rehrlgut. Seine Mutter Karolina stammt vom Ederfritzen-Wirt in St. Georgen. Dieser Joannes Karolus Schorn wurde am 24. November 1919 als Kàroly Huszar zum Ministerpräsidenten von Ungarn angelobt. Er verstarb im Jahr 1941.
Das Arzthaus war ursprünglich die Volksschule von Nußdorf. Ab 1911 wohnten und ordinierten die Gemeindeärzte in diesem Haus.  
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Bild:Holzknecht Neuwegstübl um 1930.jpg|Das Neuwegstübl, auf dem Weg von Nußdorf in die Wienerroith, wurde 1930 erbaut, ist heute Ausgangspunkt für Wanderungen und beherbergt manches Hüttenfest.
Bild:Gemeindeamt1928.jpg|Im alten Gemeindeamt, hier 1928, war von 1894 bis zu seinem Abriss 2009 auch das Post- und Telegraphenamt untergebracht.  
Bild:Waldarbeit 1930.jpg|Waldarbeit 1930 – im Sommer wurden die Bäume geschlägert und im Winter zu Tal gebracht
Bild:Arzthaus_Volksschule1911.jpg|1911 von der Volksschule zum Arzthaus umgewidmet.
Bild:Holzfuhr Pferdezug 1937.jpg|[[Holzfuhrwerk]] mit Pferdezug 1937
Bild:Holzfuhrwerk1938.JPG|[[Holzfuhrwerk]] 1938
Bild:Marterl 1946.jpg|Das Marterl bei der Schindelbaumstube zwischen Nußdorf und Oberwang erinnert an ein tragisches Unglück mit mehreren Todesopfern 1946
Bild:Scheiter Ziehen 1946.jpg|Scheiter Ziehen 1946
Bild:Hörnerschlitten Scheiterziehen 1949.jpg|Der Hörnerschlitten diente 1949 zum [[Holzfuhrwerk|Abtransport]] von Brennholzscheitern und Schleifholz für die Papierfabriken über die steilen Hohlwege zum Attersee
Bild:Lohrinde fahren 1949.jpg|Die Lohrinde war 1949 noch ein wichtiger Rohstoff für die [[Gerberei|Lederherstellung]] und wurde in großen Mengen aus dem Wald gebracht
Bild:Windwurf1951.JPG|Das Aufarbeiten von Windwurfholz, hier 1951, war mit besonderen Gefahren verbunden. Die zersplitterten Baumstämme erlitten dazu eine starke Wertminderung
Bild:HolzknechtJausen1951.JPG|Die starke Arbeit im Wald – 1951 – erforderte eine entsprechende Ernährung. Getrunken wurde hauptsächlich Most aus eigener Herstellung
Bild:HolzknechtSchmarrn1950.JPG|Der Schmarrn mit Eiern, Mehl und viel Fett gehörte neben geselchtem Fleisch und Brot zu den täglichen Mahlzeiten
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==Arbeitsleben der Handwerker==
==Kapellen==
Neben den Bauernhöfen war das Handwerk, das oft gemeinsam mit kleinen Bauernsacherln betrieben wurde, ein wesentlicher Teil der Dorfgemeinschaft. Hier wurde hergestellt, was die Leute zum Leben brauchten. Die Müller, Bäcker, Schuster, Schneider, Tischler, Bau- und Zimmerleute, [[Gerberei|Lederer]], Schmiede, Wagner, [[Niedermayrsäge|Säger]], Köhler, Sattler, Schindelmacher und andere. Die Kaufleute im Ort, verkauften, was im Dorf selbst nicht hergestellt und oft über Bahn und Schiff herangeschafft wurde. Im [[Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895]] wird neben dem bäuerlichen auch das handwerkliche Leben in Nußdorf sehr anschaulich beschrieben.  
Die Bräukapelle, die Dommerlbauerkapelle, die Ledererkapelle und die Niedermayrkapelle gehörten zu den jeweiligen Häusern. Anlässlich der Fronleichnamsprozessionen wurden sie festlich geschmückt.  
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Bild:Hausbau 1922.jpg|Hausbau 1922
Bild:Bräukapelle1910.jpg|Die Bräukapelle 1910
Bild:Gerberei Frank 1930.jpg|Die [[Gerberei|Gerberarbeit]], hier 1930, wird am selben Standort in Nußdorf bereits acht Jahrhunderte lang bis heute betrieben
Bild:Bräukapelle1950.jpg|Die Bräukapelle 1950
Bild:Hufbeschlagen1936.JPG|Das Beschlagen der Pferdehufe beim Schmied in Nußdorf war 1936 neben der Herstellung und dem Verkauf von Eisenwaren, Werkzeug und Beschlägen eine wichtige Tätigkeit.
Bild:NiedermayrKapelle1930.jpg|Die Niedermayrkapelle 1930
Bild:Schneiderwerkstätte1937.JPG|-1937- Der Schneider fertigte nicht nur das Sonntagsgewand, das man in der Regel zum Heiraten bekam und dann bis zum Sterben trug, sondern auch strapazfähige Arbeitskleidung.
Bild:Schusterwerkstätte1937.JPG|In Nußdorf gab es 1937 fünf Schusterwerkstätten, die allesamt gut beschäftigt waren
Bild:Schusterwerkstätte1956.JPG|1956 war der Niedergang der Schusterwerkstätten bereits erkennbar. In [[Seewalchen am Attersee|Seewalchen]] entstand die [[Schuhfabrik Kastinger]] und in Attersee die Schuhfabrik Oswald mit mehreren hundert Beschäftigten
Bild:NiedSäge1920Schnitth.jpg|-1920- die [[Niedermayrsäge]] lieferte gesägtes Holz für den regionalen Verbrauch und ins Ausland. Bei späteren Grabungsarbeiten wurden Reste einer Köhlerei gefunden.
Bild:Zimmerleute Pilotieren 1950.jpg|Zimmerleute beim Stegbau am See 1950
Bild:Zimmerleute beim Abbund 1951.jpg|Zimmerleute beim Abbund 1951 – noch ohne Motorsäge
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==Brauchtum==
==Der Landungsplatz==
Das Brauchtum hatte  auch in Nußdorf viele Erscheinungsformen, auf die im Atterwiki mit eigenen Artikeln eingegangen wird, wie [[Bräuche beim Hausbau]], [[Fronleichnamsfest]], [[Heilige Grab]], [[Segenszeichen der Bauern]], [[Totenbräuche]], [[Hochzeitsbräuche im Attergau]].
Am Landungsplatz kamen die Schiffe ans Ufer. Personen gingen an und von Bord. Die Brief- und Paketpost und andere Waren wurden verladen. Ein kleines Häuschen diente als Warteraum und Magazin. Bei den beliebten Sommerfesten wurde hier von den Bäuerinnen Bauernkrapfen gebacken.
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Bild:LandungsplatzSchiff1937.jpg|Schiffsanlegestelle 1937
Bild:Landungsplatz1938.jpg|Schiffsanlegestelle 1938
Bild:Landungsplatz1941.jpg|Schiffsanlegestelle 1941
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==Bauliche Gegensätze==
Mit der Villa von Eugen Freiherr von Ransonnet, verbinden die Nußdorfer die Erinnerung an einen Künstler, Denker, Gönner, einen visionären Geist, der die Entwicklung von Nußdorf im positivsten Sinne voraussah und mitbestimmte.
Das Lager erinnert an Intoleranz, Rassenwahn, Krieg, Tod und Elend.
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Bild:Lager1938-50.jpg|Das Lager 1938, errichtet für den Autobahnbau, später für den Reichsarbeitsdienst, für die HJ-Wehrertüchtigung, dann für die Kriegsgefangenen und zuletzt als Flüchtlingslager genützt.
***Bild:Ransonnetvilla1925.jpg|Die Ransonnetvilla 1925 – im Park stehen Bäume und Pflanzen aus aller Welt
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Die nachstehenden Fotografien zeigen das Maibaumsetzen alljährlich am Vorabend des 1. Mai und das Rafenstehlen anlässlich des Dachstuhlsetzens beim Hausbau. Um den Dachstuhl fertig machen zu können, brauchte der Bauherr auch den letzten Sparren (Rafen). Er wurde ihm meist von den Nachbarn gestohlen und ins nächste Wirtshaus gebracht, wo ihn der Bauherr gegen „Trinkbares“ auslösen musste. Mädchen, die sich erwischen lassen, werden mit dem Kittel an den Rafen genagelt.  
==Zell==
In der evangelischen Schule in Zell, die von 1789 bis 1925 bestand, wurden seinerzeit die meisten evangelischen Kinder des Attersee- und Attergaugebietes unterrichtet.
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Bild:Maibaum1948.JPG|Der Maibaum 1948 vor dem Niedermoarhof
Bild:EvangSchuleZell1920.jpg|Die evangelische Schule 1920
Bild:MaibaumKinder1953-2.jpg|Auch die Kinder leisteten sich einen eigenen Maibaum 1953
Bild:FranzlbauerZell1940.jpg|Das Franzlbauernhaus 1940
Bild:Maibaum1954.JPG|Maibaumsetzen 1954 am Schmiedangerl
Bild:FranzlbauerZell1940-2.jpg|Das Franzlbauernhaus 1940
Bild:Rafenstehlen1959.JPG|Der Brauch des Rafen (Sparren) Stehlens wird nach wie vor gepflogen, hier 1959.
Bild:RafenAuslösen1959.JPG|Der Rafen muss vom Bauherrn ausgelöst werden.
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==Öffentliche Projekte==
==Parschallen==
Ein historisches Vorhaben war der Bau der Reichsautobahn, die ursprünglich über die Westseite des Attersees geplant war. Die Arbeiten begannen 1939 und wurden kriegsbedingt und wegen geologischer Probleme wieder eingestellt. Das Lager beim Wieserbauer wurde zunächst für die Bauarbeiter errichtet, dann für den Reichs-Arbeits-Dienst und als HJ-Lager zur Wehrertüchtigung verwendet. Später wurden Kriegsgefangene untergebracht. Nach dem Krieg diente es als Flüchtlingslager.


Vom Ausbau des Nußdorfer Baches 1927 und vom späteren Bau der öffentlichen Wasserversorgung ab den 1960er Jahren sind Fotografien erhalten geblieben.
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Bild:ArbeiterReichsautobahn1939.JPG|Arbeiter für den Bau der Reichsautobahn 1939
Bild:LeidnerhausParschallen1895.jpg|Der Leidnerhof in Parschallen 1895
Bild:Lager1938-1950-2.jpg|Das Lager beim Wieserbauer 1938 – 1950
Bild:MostkellerWendlParsch1896.jpg|Der Wendl-Mostkeller 1896
Bild:Bachausbau Nussdorf1927.JPG|Die Verbauung des Nußdorfer Baches 1927
Bild:WendlParschallen1895.jpg|Wendlhaus 1895, hier urlaubte Viktor Adler und seine Familie
Bild:Quellenfassung1968.JPG|Arbeiten an der Ortswasserleitung in Nußdorf 1968
Bild:WendlhausParschallen1895.jpg|Wendlhaus 1895
Bild:Quellfassung1968.JPG|Quellenfassung für die Ortswasserleitung 1968
Bild:WendlDroadkastenParsch1896.jpg|Der Wendl-Droadkasten 1896
Bild:Quellenfassg1968.JPG|Einheimische Arbeitskräfte machten im Winter 1968 Grabungsarbeiten für die Wasserleitung
Bild:WendlhausParschallen1926.jpg|Wendlhaus 1926, von hier aus machte der Weltbürger, UN-Generalsekretär und Bundespräsident Kurt Waldheim Nußdorf zu seiner Wahlheimat
Bild:WendlParschallen1926.jpg|Wendlhaus 1926
Bild:Hochleckenblick1943.jpg|Das Gasthaus Hochleckenblick 1943 – traditioneller gesellschaftlicher Mittelpunkt von Parschallen
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== Die Post - das Tor zur Welt ==
==Dexelbach==
Das Postamt in Nußdorf wurde 1894 eröffnet und 2010 geschlossen. In den 116 Jahren seines Bestehens haben sich fundamentale Veränderungen vollzogen. War zu Beginn das Postamt gleichsam das informative Tor zur Welt, wurde sie von den Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung im 21. Jahrhundert vom Markt verdrängt.
Zwei stattliche Bauernhöfe, der Moar und der Lacher bilden den Ort Dexelbach
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Bild:Post1936.JPG|Voll gespannter Erwartung vor dem Postamt - 1936
Bild:MoarhausDexelbach1920.jpg|Das Moarhaus 1920
Bild:WartenPostschiff1944.JPG|Postbeamte warten auf das Schiff - 1944
Bild:LacherhäuslDexelbach1930.jpg|Das Lacherhaus 1930
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==Transport – Verkehr – Motorisierung==
==Aich==
Wenige Errungenschaften haben das Leben der Menschen mehr verändert als die Motorisierung. Mit der Entwicklung vom Pferdefuhrwerk, zum Schiff, Motorrad, Automobil, Eisenbahn, bis zum Flugzeug wurde der erreichbare Horizont immer weiter. Nußdorfer kamen in die Welt hinaus, die Welt kam nach Nußdorf. Fremde Länder und Menschen wurden vertrauter.
Aich liegt bergseits vom See zwischen Parschallen und Stockwinkel
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Bild:ReindlhausAich1922.jpg|Beim Reindl in Aich 1922
Bild:ReindlhausAich1940.jpg|Das Reindlhaus in Aich 1940
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==Reith==
Reith gibt dem Reithergupf seinen Namen, der sich westlich erhebt.
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Bild:SchneiderbauerReith1920.jpg|Das Schneiderbauernhaus 1920 so könnten auch die Nußdorfer Häuser von dem Brand von 1857 ausgesehen haben
Bild:SchneiderbauerReith1920-2.jpg|Das Schneiderbauernhaus 1920
Bild:SchusterReith1920.jpg| Der Hausname „Weber in Reith“ deutet auf eine Weberei hin, an die sich aber niemand mehr erinnern kann, wohl aber an eine Schusterwerkstätte und eine kleine Landwirtschaft, hier 1920
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==Limberg==
Den traumhaften Ausblick über den Attersee müssen sich die Bauern in Limberg auf steilen Wiesen und Feldern hart verdienen.
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Bild:SchmeisserLimberg1938.jpg|Beim Schmeißer in Limberg 1938, die Steinfassade ist erhalten geblieben
Bild:WeißLimberg1936.jpg|Das Weißhaus in Limberg 1936
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==Einzelgehöfte==
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Bild:Reiserbauer1939.jpg|Zum Reiserbauern in der Aichereben gehört die [[Reiserbauernmühle]] und der Berimandlstoa, hier 1939. Nach wie vor sind die steingemauerten Fassaden unverändert erhalten.
Bild:UnterschwarzenbachAuszugh1940.jpg|Ein typisches altes Auszughaus für den Altenteil, hier beim Unterschwarzenbacher 1939
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==Hausmühlen==
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Bild:Laufwagen 1920.JPG|Der Landauer – das Fahrzeug der Herrenbauern – 1920
Bild:SchwarzenbacherMühle1940.jpg|Die Schwarzenbacher Hausmühle 1940
Bild:Luftschiff 1929.jpg|Ein Luftschiff über dem Attersee – bestaunte Sensation – 1929
Bild:ObereSchwarzenbacherMühle1946.jpg|Die Hausmühle vom Oberen Schwarzenbacher 1946
Bild:Autobus1930.JPG|Der Autobus - die Alternative zum Schiff - 1930
Bild:WirslbauernMühle1947.jpg|Die Wirslbauern Hausmühle in Lichtenbuch 1947
Bild:Motorrad1930.JPG|Grenzenlose Freiheit auf dem Motorrad - 1930
Bild:Motorräder1936.JPG|Unwiderstehlicher Jugendtraum – Motorradausflug 1936
Bild:Taxi1935.JPG|Das Taxi –individueller Luxus - 1935
Bild:Auto1946.JPG|Das Privatauto des Tierarztes - der schnelle Helfer in der Not - 1946
Bild:Leiterwagen m Pferd u Ochs 1936.JPG|Pferd und Ochs zogen gemeinsam Lasten und Personen. Wer von beiden die leitende Funktion hatte, das Pferd oder der Ochs, ist nicht überliefert
Bild:Pferdefuhrwerk1950.JPG|Langsam aber sicher wurden Pferdefuhrwerke selten
Bild:Leiterwagen 1956.JPG| Der Leiterwagen war noch 1956 nicht nur für den Güter- sondern auch für den Personentransport im Einsatz
Bild:TraktorAmerika1947.JPG|Der erste Traktor kam nach dem zweiten Weltkrieg zum Rosenauer (Hauserbichler) nach Nußdorf, ein benzingetriebener Minneapolis-Moline aus Minnesota USA.
Bild:TraktorMorizenbauer1955.JPG|1955 hatten die meisten Bauern bereits Traktoren
Bild:Unimog1955-2.jpg|Beim Getreidemähen mit dem Ableger-Mähwerk, mit welchem sich das Getreide garbenweise ablegen ließ, durften die Kinder den Unimog steuern – beim Niedermoar 1955
Bild:Traktor1956.JPG|Kinder waren von der neuen Technik besonders fasziniert - 1956
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Version vom 6. Dezember 2010, 21:19 Uhr

Ansicht von Nußdorf um 1920
Ansicht von Nußdorf um 1927
Luftbild von Nußdorf um 1956
Ansicht von Nußdorf um 1960

Die Ansichten von Nußdorf aus den Jahren 1920, 1927, 1956 und 1960 zeigen die Veränderungen in der Dorfentwicklung im Überblick.

Einleitung

Vor dem großen Brandereignis von 1857, bei dem 14 Häuser ein Raub der Flammen wurden, waren die Häuser fast ausnahmslos aus Holz gebaut und standen nahe aneinander. Im Tagebuch des Michl Wiesinger 1830 - 1895 ist dieses unselige Ereignis so vermerkt: „Am Montage nach der Heilingdreifaltigkeit kam um 9.Uhr abens ein sehr starkes Gewitter, und der Blitz schälgt am Fleischakerhaus ein, wogleich das halbe Dorf in Feier stand. Wo auch unser neier Bau schon fast zu Brennen anfing aber zum klück hat sich doch der Wind geendert. der Becker durfte sich an seinen alten platz hier in dorfe nicht mehr aufbauen so gebe ich ihn von meinen Staller Feldland ein Virteljoch Grund wo das jetzige Bäckerhaus steht.“

Wie die Häuser in Nußdorf zuvor ausgesehen haben dürften, zeigen die Ansichten von der Ortschaft Reith aus dem Jahr 1920. Mit dem Wiederaufbau hat sich Nußdorf stark verändert. Nicht nur das Bäckerhaus, wurde an einer anderen Stelle neu aufgebaut, auch der Niedermayrhof stand zuvor an der Stelle wo später das Kaufhaus Strohmayer (Schlecker) steht.

Die neuen Häuser wurden mit Steinen aufgemauert , die vom Gmauret, am nördlichen Ortsrand von Nußdorf, herangebracht wurden. Dort lagen alte Mauerreste und Fundamente, von denen man annimmt, dass sie von einem alten, vergessenen Kloster oder aus der Römerzeit stammen. Diese Stelle wurde im Volksmund „Schindergrube“ genannt und in den 1950er und 60er Jahren mit Müll aus dem Dorf aufgefüllt. Später ist aus „Gmauret“ ein Ortsteil von Nußdorf geworden.

Es gab damals den Beruf der „Steinmaurer“, die diese Bauform beherrschten. Für die aufwändigen Gewölbebauten der Ställe kamen italienische Maurer nach Nußdorf. Der Stall des Niedermayrhofes maß etwa 12 x 12 Meter im Quadrat. Von vier runden, profilierten Steinsäulen die zentral in einem Quadrat von etwa 4 x 4 Metern standen, führten an allen Seiten acht Rundbogengewölbe zu den Außenmauern. Sie waren verputzt und mit Inschriften und Stuckprofilen verziert. Bei einem Brand im Jahre 1957 – also genau 100 Jahre später – stürzte das Gewölbe durch das Übergewicht des, mit Löschwasser durchtränkten Heustockes ein.

Mit Hilfe der Fotografien aus der Sammlung des Nußdorfers Walter Großpointner ist es möglich die Entwicklung des Ortsbildes in wesentlichen Teilen nachzuvollziehen. Einige Ansichten erlauben auch eine zeitliche Abfolge, welche die Veränderungen des Ortsbildes im Lauf der Jahrzehnte sichtbar macht.

Der Autor versucht die Höfe und Häuser vom Ortszentrum, dem Schmiedanger, ausgehend im Umkreis zu beschreiben. Es folgen die Ortschaften, einzelne Gehöfte und Häuser. Wenige alte Hausmühlen und Hauskapellen ergänzen das Bild. Die Darstellung ist lückenhaft, weil von vielen Häusern keine alten Fotografien zur Verfügung stehen.

Der Orstkern von Nußdorf

Der Schmiedanger

Der Schmiedanger, an dem vor 1857 das Bäckerhaus gestanden war, hat sich wegen seiner zentralen Lage zum Ortszentrum entwickelt. Er liegt etwas abseits der Durchzugsstraße (ursprünglich führte hier die Hauptstraße durch) und eignet sich gut für Feste und Veranstaltungen. Von diesem Platz sind Fotos aus 1906, 1910 und 1960 erhalten, die die Veränderungen zeigen.

Das Schmiedhaus

Das Schmiedhaus hat eine zentrale Lage am Anger zwischen den Gasthäusern Bräu, später Aichinger und dem Fleischhacker, später Ragginger. Die südliche Haushälfte, in der früher die Schmiede, die Scheune und der Stall untergebracht waren, wurde abgetragen und ein Kaufgeschäft und in den Obergeschoßen Wohnräume errichtet.

Der Lexenhof

Angrenzend zum Anger liegt der Lexenhof, der später touristisch als Restaurant, Bar und Pension genützt wird.


Der Kollerhof oder Morizenbauer

Wie der ehemalige Besitzer des Kollerhofes und auch des Lexenhofes, Michael Wiesinger in seinem Tagebuch beschreibt, blieb der Kollerhof beim Brand von 1857 vom Feuer verschont. Das Haus wurde kurz zuvor neu errichtet. Zu diesem Hof gehört eine ehemalige Mühle, heute ein Wohnhaus und der Campingplatz Wiesinger.

Das Kralowetzhaus

Im Kralowetz-, später Baumgartingerhaus wurde eine Schusterwerkstätte betrieben und daneben nach dem 2. Weltkrieg bis zur Errichtung des Pfarrkindergartens von Frau Berta Baumgartinger (Tante Berta) ein Kindergarten.

Das Bräuhaus

Das Bräu in Nußdorf besteht aus dem Hotelgebäude und dem „Haberlhaus“, das früher landwirtschaftlichen Zwecken diente und später die „American Bar“ und den „Weinkeller“ beherbergt. Auf einer der Seeliegenschaften steht das traditionelle „Cafehaus“ nahe der Schiffsanlegestelle.

Der Dommerlbauer oder Mitterhof

Nördlich des Zentrums liegt der Mitterhof oder Dommerlbauer. In den 1960er Jahren setzten die Besitzer Maria und Josef Graus mit der Errichtung des ersten Campingplatzes in Nußdorf neue touristische Maßstäbe, die das Ortsbild nachhaltig veränderten.


Der Seitlhof oder Hiaslbauer

Der Seitlhof oder Hiaslbauer liegt östlich des Angers. Von ihm ist nur mehr das Wohnhaus erhalten geblieben. Das Wirtschaftsgebäude musste einer Erholungsanlage des Bräugasthofes weichen. Vor seinerzeitigen Besitzer, Ludwig Gruber wurde der Campingplatz Gruber errichtet.

Der Roiderhof

Der Roiderhof liegt östlich an der heutigen Bundesstraße angrenzend zum Nußdorfer Bach. Zu ihm gehören große unverbaute Seeufergrundstücke.

Das Frankhaus

Das Frankhaus fiel durch seine vorgebaute grüne Veranda auf, die mit aufwändigen Laubsägearbeiten verziert war. Die Familie Frank und später Wiesinger betrieben ein Kaufgeschäft und die erste Tankstelle im Ort. Das Haus wurde nach 2000 abgerissen.

Der Fleischhacker

Das Fleischhackerhaus hat als Gasthof eine lange Tradition. Die früheren Besitzer trugen den Namen Wiesinger und später Ragginger. An der Stelle des ehemaligen Stadlmannhaus wird eine moderne Fleischhauerei errichtet.


Beim Staller oder Schuster

Das Stallerhaus liegt im Anschluss an die Kirche, ihrem Vorplatz und den Friedhof an der Straße zum See. Später heißen die Besitzer Schuster und Roither.

Der Niedermayerhof

An der nördlichen Ortseinfahrt liegt seeseitig der Niedermayrhof. An den Außenmauern des Wohnstockes sind die Steine frei sichtbar und zeigen, wie die Häuser beim Wiederaufbau nach 1857 mit Steinen vom Gmauret erbaut wurden. Alle anderen wurden später verputzt

Das Ledererhaus

Vom Ledererhaus ist die längste Tradition als Handwerksbetrieb in Nußdorf bekannt. Vermutlich wurde bereits im dem 13. Jahrhundert auf diesem Standort Leder hergestellt.

Das Schusterjustihaus

Das Justihaus war ein altes Holzhaus zwischen Roiderhof und Ledererhaus. Nach dem 2. Weltkrieg war in diesem Haus einige Jahre lang die Schülerausspeisung für die auswärtigen Schüler untergebracht, die nicht zum Mittagessen heim gehen konnten.

Das Wiesnerhaus

Im Wiesnerhaus befindet sich eine Tischlerei, die in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals vergrößert wurde.

Stieglergut

Vom Stieglerhaus sind derzeit keine Abbildungen bekannt

Weslgut

Vom Weslhaus sind derzeit keine Abbildungen bekannt

Das Oberdorf

Als Oberdorf wird der bachaufwärts gelegene Teil des Ortes genannt. Bevor in Nußdorf Straßennamen eingeführt wurden, verlief die Hausnummerierung vom Pfarrhof mit der Nummer 1 beginnend, den Bach aufwärts bis in die Wienerroith und die andere Bachseite wieder herunter. Später wurden die Häuser nach der Reihenfolge ihrer Entstehung nummeriert.

Das Bäckerhaus

Das Bäckerhaus stand vor 1857 im Dorfzentrum. Seit vielen Generationen wird hier von der Familie Auinger Brot gebacken. Früher wurde zugleich eine kleine Landwirtschaft betrieben.


Häuser im südlichen Ortsrand

Öffentliche Gebäude

Im Haus Nr. 37, dem alten Gemeindeamt, das 2009 abgetragen wurde, kam am 10. September 1882 Joannes Karolus Schorn zur Welt. Sein Vater, Karl Schorn, war Kurschmied und besaß das Rehrlgut. Seine Mutter Karolina stammt vom Ederfritzen-Wirt in St. Georgen. Dieser Joannes Karolus Schorn wurde am 24. November 1919 als Kàroly Huszar zum Ministerpräsidenten von Ungarn angelobt. Er verstarb im Jahr 1941. Das Arzthaus war ursprünglich die Volksschule von Nußdorf. Ab 1911 wohnten und ordinierten die Gemeindeärzte in diesem Haus.

Kapellen

Die Bräukapelle, die Dommerlbauerkapelle, die Ledererkapelle und die Niedermayrkapelle gehörten zu den jeweiligen Häusern. Anlässlich der Fronleichnamsprozessionen wurden sie festlich geschmückt.

Der Landungsplatz

Am Landungsplatz kamen die Schiffe ans Ufer. Personen gingen an und von Bord. Die Brief- und Paketpost und andere Waren wurden verladen. Ein kleines Häuschen diente als Warteraum und Magazin. Bei den beliebten Sommerfesten wurde hier von den Bäuerinnen Bauernkrapfen gebacken.

Bauliche Gegensätze

Mit der Villa von Eugen Freiherr von Ransonnet, verbinden die Nußdorfer die Erinnerung an einen Künstler, Denker, Gönner, einen visionären Geist, der die Entwicklung von Nußdorf im positivsten Sinne voraussah und mitbestimmte. Das Lager erinnert an Intoleranz, Rassenwahn, Krieg, Tod und Elend.

Zell

In der evangelischen Schule in Zell, die von 1789 bis 1925 bestand, wurden seinerzeit die meisten evangelischen Kinder des Attersee- und Attergaugebietes unterrichtet.

Parschallen

Dexelbach

Zwei stattliche Bauernhöfe, der Moar und der Lacher bilden den Ort Dexelbach

Aich

Aich liegt bergseits vom See zwischen Parschallen und Stockwinkel

Reith

Reith gibt dem Reithergupf seinen Namen, der sich westlich erhebt.

Limberg

Den traumhaften Ausblick über den Attersee müssen sich die Bauern in Limberg auf steilen Wiesen und Feldern hart verdienen.

Einzelgehöfte

Hausmühlen

Quellen

  • Walter Großpointner, Nußdorf - Heimatgeschichtliche Sammlung
  • Manfred Hemetsberger, Nußdorf